In meiner Praxis geschehen Wunder
Jeden Morgen bereite ich mich mental auf den Praxistag vor und freue mich schon auf die vielen großen und kleinen Wunder, die ich heute beobachten darf.
Noch keine 12 Uhr und es ist schon passiert.
Da war sie heute bei mir.
Die hochdekorierte, langjährige Verwaltungsfachangestellte und genauso unspektakulär wie sich der Beruf anhört, fühlte sich auch Melanie, 45 Jahre, mit chronischen Schulter-Nacken-Beschwerden.
Ständige körperliche Beschwerden machen ihr seit 4 Jahren das Leben schwer. Anhaltende Kopfschmerzen begleiten sie manchmal tagelang.
Sie fühlt schon länger: Da geht noch mehr und so gestand sie mir heute, dass sie sich fremdbeworben hat.
Raus aus der sicheren, aber langweiligen Verwaltung, rein in ein Unternehmen, in dem sie sich neu gefordert fühlt.
Sie spürt, dass die Veränderung an die Tür klopft. Sie erkennt die Signale ihres Körpers. Wir haben schon oft darüber gesprochen.
Sie saß nun heute um 9.30 Uhr vor mir, ich stand hinter ihr und entspannte ihren Nacken, signalisierte ihren Akupunkturpunkten eine neue Information und lauschte fasziniert ihren Selbstgesprächen.
Wieso das mit der neuen Stelle doch nicht klappt und überhaupt sind die Zeiten gerade ja ganz schlecht und die Unternehmen stellen im Moment ja auch gar keinen ein, Corona und so, und die Verwaltung ist ja auch gar nicht so schlecht und.....
Hingerissen schmunzelte ich über die Märchen, die sie sich gerade selbst erzählt. Und wahrscheinlich auch glaubt!!! ;-)))
"Stop!! Melanie! Stop! Wunder geschehen und in diesem Moment, während du dir gerade die Story vom Pferd erzählst, kann es sein, dass irgendwo ein Sack Reis umfällt und in 2 Stunden das Telefon klingelt und dein Traumunternehmen dich auf Knien bittet, bei ihnen so schnell es geht anzufangen",
unterbrach ich sie in ihrem Redefluss.
Stille
Stille
"Hmmmm, vielleicht hast du recht!"
In diesem Moment klingelte ihr Handy und ließ sich nicht mehr beruhigen.
"Lass klingeln Simone, ist nicht so wichtig."
Und wir versuchten es zu ignorieren.
Das Handy gab nicht auf! Klingelte unverdrossen weiter. Hallooooo! Hört mich jemand?!
Meine innere Stimme meldete sich "Simone, es ist wichtig. Sie MUSS da jetzt ran. Sag es ihr"
Was soll ich sagen!!??
Es war ihr neues Unternehmen, das sie für nächste Woche zum Probearbeiten einlud.
Ihre Augen hättet ihr sehen sollen und ich habe mir diebisch ins Fäustchen gelacht. Wir haben gelacht, gejubelt, gefreut, uns umarmt und die Korken knallen lassen.
Und sie hat wahrscheinlich ein Freudentränchen verdrückt.
Melanie. Du bist meine heutige Heldin Glückwunsch, Baby.
Achtet auf eire Gedanken und die Märchen, die Ihr euch erzählt.
Ich liebe meinen Job,
Von alles Liebe,
Eure Simone